«Exzellent» – Volley Luzern bodigt den Meister14.01.23

Die Luzerner stossen dank einem 3:1-Sieg gegen Amriswil auf einen Playoff-Platz vor – und stehen bereits vor dem nächsten Schlüsselspiel in der NLA.


Luzerner Zeitung vom 15.01.2023

Erstaunlich: Am Samstag trafen Luzerns NLA-Volleyballer zum dritten Mal auf den aktuellen Doublegewinner Amriswil, zum dritten Mal gingen sie als Sieger vom Platz.
Gewiss, der Gegner ist nicht in der Form des Vorjahres, zu gross sind die Probleme im Thurgau. Im Dezember musste Trainer Vincent Pichette gehen, ersetzt wurde er durch den zurückkehrenden Erfolgscoach Juan Manuel Serramalera. Freigestellt wurde auch Jhon Wendt, der französische Topskorer war aufgrund disziplinarischer Verfehlungen nicht mehr tragbar. Und der zwei Meter grosse Aussenangreifer aus Ägypten, Eid Aboulesoud, musste verletzungsbedingt passen.
Amriswil stellt aber auch so eine Klasseauswahl, vor dem Duell mit Volley Luzern stand es mit einem Punkt Vorsprung auf Rang vier und damit genau dort, wo die Luzerner hinwollen – auf einen Playoff-Platz. Und so entwickelte sich in der Bahnhofhalle eine ausgeglichene Partie, ein vorsichtiges Beschnuppern sozusagen, keines der beiden Teams konnte sich zunächst absetzen.

Flugshow von Harksen wird nicht belohnt

Bald kristallisierte sich allerdings ein Eindruck heraus, der sich im weiteren Verlauf bestätigen sollte: Luzern war die bessere Equipe, glaubte mehr an sich, stellte das ausgewogenere Kollektiv. Der erste Satz ging mit 25:23 ans Heimteam, der zweite mit 25:20, die Ergebnisse hätten sogar noch deutlicher ausfallen können, hätten sich die Luzerner mit Servicefehlern, Netzberührungen und Übertritten das Leben nicht selbst schwer gemacht. Immer wieder fanden sie Lücken in der gegnerischen Defensive, punkteten gnadenlos und bügelten Fehler gemeinschaftlich wieder aus.

Strebte Luzern also einem ungefährdeten Sieg entgegen? Mitnichten. Im Leistungssport braucht es wenig, und eine Partie kann kippen. Im dritten Satz stand es 9:10, als es zum spektakulärsten Ballwechsel kam. Peer Harksen, Luzerns Passeur, hetzte einem bereits verloren geglaubten Ball nach, sprang über eine Sponsorenbande, spielte ihn im Hechten rückwärts aufs Feld, wo Aussenangreifer Bruno Jukic den Punkt in Extremis mit seiner schwächeren, linken Hand vollendete. Geschäftsführer Richard Gehrlach war wie alle Fans elektrisiert, klatschte Harksen neben dem Platz ab, ehe die Ernüchterung folgte: Der Punkt ging wegen eines Übertritts von Jukic an Amriswil.

Aus den positiven Emotionen wurden negative, Luzern verlor den Fokus, brachte nichts mehr auf die Reihe und verärgerte Trainer Ignacio Verdi: «Wir machten unnötige Fehler, gaben ein schreckliches Bild ab. Wir wollten doch um jeden Ball fighten.» 17:25 lautete das Skore, Amriswil war zurück im Spiel – und vielleicht auch bereit, um die Wende zu erzwingen? Nicht ganz: Die Verunsicherung blieb, und als der Luzerner Libero Jörg Gautschi mit dem linken Arm einen Returnwinner schlug, waren die Gastgeber wieder on fire. Vor allem die Blockarbeit war nun stark, immer wieder scheiterte Amriswil an der blau-weissen Wand, mit 25:20 im vierten Satz besiegelte Luzern den 3:1-Sieg. «Das ist sehr wichtig für uns, wir haben nie aufgehört zu kämpfen», frohlockte Jukic. Und auch Verdi war mit seinem Team im Reinen: «Exzellente Leistung, wir waren clever, wenn wir clever sein mussten.» Volley Luzern stösst damit auf Platz vier vor, steht im Kampf um die Playoffs aber bereits vor dem nächsten Schlüsselspiel: Am kommenden Samstag tritt es auswärts gegen das drittklassierte Schönenwerd an.

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